www.mz-web.de Dessau-Roßlau, 26.04.2008
Erste Ebene wird begehbar

Wasserturm am Lutherplatz: Förderverein stellt Sanierungsvorhaben vor

Von Hans-Peter Berth

Dessau-Roßlau/MZ. Annerose Weikert hat zum 112 Jahre alten Wasserturm am Lutherplatz eine ganz besondere Beziehung. "Ich liebe den Turm über alles", sagte die Rentnerin. Eine Selbstverständlichkeit war es für sie, dass sie sich Donnerstagnachmittag von Waldersee aus auf den Weg zum Lutherplatz machte, wo der Verein zur Förderung und Erhaltung des Neuen Wasserturmes e.V. im Rahmen der Agenda-Woche sein Sanierungsvorhaben vorstellte.


Mehr als 40 Interessierte informierten sich am Donnerstag über das Sanierungsvorhaben Neuer Wasserturm am Lutherplatz.
Fotos: Thomas Ruttke

Der Zahn der Zeit fraß Löcher in das Dach des Turmes.

Die Fassade ist es wert, denkmalgerecht saniert zu werden.

"Jedes Mal, wenn ich hier vorbei komme, blutet mir das Herz", gestand die Frau. Und diese seelische Belastung währt seit Jahrzehnten. So musste Frau Weikert sehen, wie das Dach mehr und mehr löchrig wurde. Hoffnung flammte auf, als Mitte der 90er Jahre eine Immobilienfirma den Turm von der Stadt übernahm, um ihn für eine gastronomische Nutzung auszubauen. Die GmbH erfüllte ihre eingegangenen Verpflichtungen nicht. Die Stadt klagte und gewann auch den Prozess. Was half's - die Firma war pleite.
 
Neue Hoffnung dann, als Frau Weikert, die alle Veröffentlichungen über den Wasserturm in einer Mappe sammelt, Ende Oktober 2006 aus der MZ erfuhr, dass sich ein Verein gebildet hatte, um den fortschreitenden Verfall zu stoppen. 33 Gründungsmitglieder waren es. Mittlerweile 1st die Zahl auf 63 angewachsen, darunter sind fünf Firmen. Sollte nicht jemand aus der Donnerstag-Runde schneller sein, wird Frau Weikert das 64 Mitglied werden, hat sie sich doch, wie einige andere auch, einen Antrag auf Mitgliedschaft mitgenommen. Auf diese Weise möchte sie aktiv mit dazu beitragen, dass ihr Lebenstraum vom sanierten Wasserturm Wirklichkeit wird.
 
"Noch in diesem Jahr passiert etwas", versicherte Vereinsmitglied Detlef Münnich, der von Beruf Architekt ist und die Sanierung leitet. Als erstes stehe die Notsicherung des Daches und die sichere Begehbarkeit der unteren Etage an. Zuerst müsse aber die etwa einen halben Meter hohe Schicht Taubenkot entsorgt werden. Als nächste Aufgaben stehen laut Münnich die Dachentwässerung und die Instandsetzung der Holzkonstruktion des Daches an. Ziel sei, in 12 bis 18 Monaten das Bauwerk bis zur ersten Ebene begehbar zu machen. Danach erfolge die denkmalgerechte Fassadensanierung. Das Endziel sei eine Nutzung, was Münnich als "sehr schwierig" bezeichnete. Als Partner fürs Erstellen der Nutzungskonzeption nannte er die Fachhochschule Anhalt.
 
Wilhelm Kleinschmidt, der 2. Vereinsvorsitzende, ging nicht nur auf die Historie ein, er konnte vorgestern den etwa 40 Interessierten auch mitteilen, dass der Verein das Bauwerk für 5 000 Euro erworben und die Stadt auf die Erhebung von Grundsteuern verzichtet habe. Noch im Jahre 2006 sei ein Förderantrag über 450 000 Euro gestellt worden. Die ersten 100000 Euro seien in diesem Monat bewilligt worden. Sie dienen für Planung und erste Sicherungsmaßnahmen. Weitere Gelder seien bei Lotto-Toto beantragt.
 
Der Pensionär pries die Aktivitäten der DVV-Stadtwerke und des Turmnachbarn AEM-Anhaltisches Elektromotorenwerk Dessau zur Gründung und Stärkung des Vereins. Nicht zuletzt würdigte Kleinschmidt die Unterstützung des Baudezernenten Karl Gröger zur Erlangung von Fördermitteln und den Einsatz der Firma Schönemann bei einer ersten Aktion zur Gestaltung des Turmumfeldes. Es deutet sich an, dass sich die Mappe von Frau Weikert nun mit weiteren positiven Zeitungsmitteilungen füllt und das Bauwerk ein Vorzeigeobjekt zur Internationalen Bauausstellung 2010 wird.


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