www.mz-web.deAnhaltKurier, 31.01.2009
Aufgabe am Mammut von 63 Metern Höhe

Der Verein zur Förderung und Erhaltung des Neuen Wasserturms bilanziert das Jahr 2008

VON SILVIA BÜRKMANN

Dessau/MZ. Für seine Begriffe sei das Jahr 2008 "ganz gut" verlaufen, bilanziert Hans Tobler, der 1. Vorsitzende des Vereins zur Förderung und Erhaltung des Neuen Wasserturm. Noch könne nicht endgültig die Rettung des markanten Bauwerkes am Lutherplatz vermeldet werde, hieß es auf der Jahreshaupt- versammlung am Donnerstag. Aber die Weichen für die Notsicherung seien gestellt.
Rund um den 63 Meter hohen Himmelsstürmer gab es im Vorjahr viel Bewegung. Im Mai setzten mit der ABC-Recycling GbR, der Schönemann Entsorgung GmbH und Galabau Ziebigk drei Dessauer Firmen an zur unentgeltlichen Beräumung im Umfeld des Turmes, im Sommer wurde das Bauwerk Zielpunkt der Fahrrad-Expedition auf dem Roten Faden zum Stadtumbau.


Das Wahrzeichen liegt genau in der Nachbarschaft und jeden Tag am Schulweg: Die ersten bis vierten Klassen der Grundschule Geschwister Scholl sammelten mit Eltern und Freunden insgesamt 100 Euro und überreichten am Freitag den symbolischen Scheck an den Verein.
FOTO: SEBASTIAN   

Im September schließlich startete die große Spendenaktion "10 Euro für einen Ziegel", bei der jeder Teilnehmer sein ganz persönliches Stückchen vom Wasserturm erwerben konnte. Mittlerweile haben über 750 Spender Geld für über 2 600 Dachziegel eingezahlt, umworben von den Innenstadthändlern vom Citynet-Verband, von der Sparkasse und der Volksbank. Der Neue Wasserturm, er hat einen guten Leumund in der Bevölkerung, die sich für den Erhalt des betagten, 1897 eingeweihten Bauwerkes einsetzt. "Das Interesse für den Wasserturm ist erfreulich groß", so Tobler. "Er ist eben eines der Wahrzeichen, das die Stadt braucht."
 
Im ersten Bauabschnitt, mit einer ursprünglichen Planungsgröße von 250 000 Euro veranschlagt, soll nach der erfolgten Verlegung der Medienanschlüsse für Wasser und Strom sowie der Einrüstung von innen und außen nunmehr an die Sanierung der diffizilen Hauptdachkonstruktion und die Dachabdeckung mit Biberschwanzziegeln angegangen werden.
 
Dass die Rettung des Wasserturms eine Mammutaufgabe wird, hatten wohl alle im Verein geahnt. Als sich jetzt die Fachleute um Architekt Detlef Münnich, Holzschutzgutachter Ekkehard Flohr und Gerüstbauer Hans-Joachim Kaminorz in die Gesamtmaterie einfuchsten, kam eines zum anderen. Wilfried Kleinschmidt, 2. Vorstand und Leiter im Bauausschuss, berichtete von einer Odyssee am Gerüst, das ein erster Bewerber nach "alpinen Prinzipien" zu günstigem Preis an Seilen aufhängen wollte, dann aber Angst vor der eigenen Courage bekam und nichts mehr von sich hören ließ. Direkte Erfahrung indes bringt ein Coswiger Dachdeckermeister mit sich, der bei einer Sanierung im vorigen Jahrhundert als 14-Jähriger mit auf den Turm gestiegen war. Nunmehr ist der Turm komplett eingerüstet und bereit zur Neueindeckung.
 
Der Baufortschritt am Lutherplatz ist direkt abhängig von der Kassenlage im Verein, wurde beim Bericht von Schatzmeister Reiner Storch deutlich. Ein Polster von rund 48 000 Euro konnte als Übertrag mit ins Jahr 2009 genommen werden. Nachdem das Projekt im Vorjahr einen 100 00 Euro warmen "Regen" aus dem Stadtumbau in die Bücher bekam, rechnen die Wasserturm-Enthusiasten jetzt mit Fördermitteln von den Großspendern bei Lotto / Toto, bei der Sparkassenstiftung und von der Deutschen Stiftung Denkmalpflege. Fortgeführt wird auch die Dachziegel-Spendenaktion.


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